POP
Jetzt plötzlich Pop
C D s
| NEUES
AUS
DER
MUSIKWELT
STEREO:
Frau K ra ll, w a ru m haben Sie m it
„W a llflo w e r“ p lö tzlic h ein P opalbum aufge-
nom m en?
Diana Krall: Schuld daran ist der Produzent
David Foster. Er hat ständig zu m ir gesagt:
„Lass’ uns endlich einm al Zusam m enar-
beiten.“ G rundsätzlich fand ich die Idee
reizvoll, allerdings wollte ich m it ihm keine
Jazzstandards einspielen. D arum habe ich
m ich an einige Popklassiker herangewagt.
M it der Musik von 10cc oder den Eagles bin
ich schließlich aufgewachsen.
STEREO:
H aben Sie Bob D yla n auch schon
als M ädchen gehört?
Krall: Ich entdeckte ihn vor gut 20
Jahren. Seine Platte „Seif Por-
trait“ brachte m ich dazu, m ich
intensiver m it seinen Songs zu
beschäftigen. Irgendw ann bin
ich auf das Stück „Wallflower“
gestoßen, das m ir auf Anhieb gut
gefallen hat. Weil ich es seit zwei
Jahren in m einem Live-Programm
habe, lag es für m ich auf der Hand,
das Lied jetzt einzuspielen.
STEREO:
Kennen Sie D yla n eigentlich
persönlich?
Krall: Ich habe ihn ein paar Mal ge-
troffen. Das waren stets besondere Momente
für mich, denn ich verehre ihn sehr.
STEREO:
M it E lto n Joh n sin d Sie befreundet.
W ollten Sie deshalb unbedingt einen Titel von
ihm a u f Ih re r C D haben?
Krall: Unsere Freundschaft hatte keinen
Einfluss darauf. Tatsache ist: Ich verehre
Elton als Musiker fast so sehr wie mein größ-
tes Idol Oscar Peterson. Allein aus diesem
G rund habe ich entschieden, eine seiner
N um m ern zu interpretieren. Ich probierte
einiges aus, „Sorry Seems To Be The Hardest
Word“ hat am besten funktioniert und somit
letztlich das Rennen gemacht.
STEREO:
Ih r R epertoire setzt sich h a u p t-
sächlich aus Songs aus den 1960er- u n d
1970er-Jahren zusammen. W ie passt der C row -
ded-H ouse-H it „D o n ’t D ream Its O ve r“ dazu?
Krall: Er ist einer m einer absoluten Lieb-
lingslieder. Deswegen hat kein Weg an ihm
vorbeigeführt.
STEREO:
Sie singen auch P au l M cC artneys
„ I f I Take You H om e T on ig h t“. H a t er dieses
Stück eigens f ü r Sie geschrieben?
Krall: Nein. Es entstand in der Zeit, als er
an seinem Album „Kisses On The Bottom“
arbeitete. Damals war ich ja m it ihm im
Studio, was ein wirklich einschneidendes
Erlebnis für m ich war. Also fragte ich Paul,
ob er m ir „If I Take You Home Tonight“
abtreten würde. Er hat sofort zugestimmt.
STEREO:
W ieso haben Sie sich eigentlich
n ich t an einer B eatles-N um m er versucht?
Krall: Ich hatte m ir „In My Life“ vorgenom-
m en, nur hat es m eine Version nicht auf
m ein neues Album geschaffi.
STEREO:
W aren die Popsongs m anchm al eine
größere H erausforderung
f ü r Sie als m ancher
Jazzstandard?
Krall: Was den Pianopart angeht - ja! Weil
diese Lieder ein völlig anderes Klavierspiel
erfordern, habe ich meistens David Foster
den V ortritt gelassen und m ich hauptsäch-
lich aufs Singen konzentriert. D avid ist
näm lich ein erstklassiger Pianist.
STEREO:
A b e r bei Ih re r nächsten Tournee
übernehm en Sie w ieder alles, oder?
Krall: O h Gott, nein. Zum Glück habe ich
einen guten Keyboarder. Er w ird Davids
Passagen einstudieren müssen.
STEREO:
D a v id Foster h a t Ih r aktuelles A l-
bum p ro d u z ie rt, f ü r den V orgänger „G la d
R ag D o ll“ engagierten Sie T-Bone B urn e tt.
Was sagt Ih r la n g jä h rig e r P roduzent Tom m y
L i P um a dazu?
Krall: Weil er für m ich fast wie ein Vater ist,
habe ich m ir seinen Segen für jedes dieser
Projekte geholt. Er findet es gut, dass ich
m ich in alle möglichen Richtungen auspro-
biere. M it Sicherheit werde ich in näherer
Zukunft auch w ieder eine Jazzaufnahme
machen. Dann ist er selbstverständlich mei-
ne erste Wahl.
Interview: DagmarLeischow
Diana Krall: „Wallflower" (Universal), auch als LP
Diana Krall
Mit ihren Jazzalben
h at
Diana
Krall
s te ts auch den S p ru n g in die P opcharts
gesch afft. V ielleicht kennt die k an ad i-
sch e S ängerin und P ianistin desw egen
keine
B erü h ru n g sän g ste.
Furchtlos
ta u c h t sie auf ihrer CD „W allflow er“ in
K lassiker von Bob Dylan, The M am as
and The P ap as, io cc oder Elton John
ein. Als D uettp artn er hat sie ihre Lands-
m änner M ichael Buble („Alone A gain“)
und Bryan A dam s („Feels Like Home“)
gew onnen
130 STEREO 11/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend | ★ ★ ★ ★ sehr gut | ★ ★ ★ solide | ★ ★ problem atisch | ★ schlecht
FOTO: BRYAN ADAM S
vorherige seite 130 Stereo 2014-11 lesen sie online nächste seite 132 Stereo 2014-11 lesen sie online Nach hause Text ein/aus